Eine Trennung ist ein emotionaler Ausnahmezustand – und kaum etwas wirkt so direkt auf unser Inneres wie Musik. Viele greifen in dieser Phase zu typischen „Herzschmerz-Songs“, andere suchen Energie oder sogar Trost in fröhlicher Musik. Spannend dabei: Es sind nicht nur die Texte, die wirken, sondern die Harmonien selbst.
Musikpsychologische Studien zeigen, dass bestimmte Akkordfolgen, Tonarten und Klangfarben das emotionale System vorhersehbar beeinflussen können. Doch welche Musik hilft wirklich – und warum?
Hier ist ein Überblick, ergänzt durch 37 konkrete Songbeispiele, damit Sie sofort ein Gefühl dafür bekommen, welche Lieder in welcher Phase gut tun.
Wenn Sie traurig sein müssen: Moll-Harmonien, die Trost spenden
Traurig zu sein ist kein Fehler – es ist ein notwendiger Teil der Verarbeitung. Musik im Moll-Modus kann das Gefühl halten, verstärken, aber auch „entstauen“. Entscheidend ist, welche Art von Moll.
a) Sehnsuchts-Moll (i – VI – III – VII)
Diese Folge wirkt weit, warm und melancholisch – ideal für echte Trauer, ohne komplett zu fallen.
Typische Songs:
- Nothing Compares 2 U – Sinéad O’Connor
- Everybody Hurts – R.E.M.
- Wicked Game – Chris Isaak
- Unchained Melody – The Righteous Brothers
Das sind Songs, die wie eine Hand auf der Schulter wirken: „Es ist okay, dass du traurig bist.“
b) Klassisches Balladen-Moll (i – iv – v)
Sehr introspektiv – schafft Ordnung im Chaos.
Beispiele:
- Hurt – Johnny Cash / Nine Inch Nails
- Mad World – Gary Jules
- Someone Like You – Adele
- The Sound of Silence – Simon & Garfunkel
Perfekt für stillere Abende, an denen man innen aufräumen muss.
c) Episches Moll (i – VI – VII)
Moll, aber mit Kraft. Gut geeignet, wenn man emotional „tief“, aber gleichzeitig stark ist.
Typische Songs:
- Zombie – The Cranberries
- Boulevard of Broken Dreams – Green Day
- All Along the Watchtower – Jimi Hendrix / Bob Dylan
- Skyfall – Adele
Diese Musik sagt: „Ich gehe durch die Dunkelheit – aber ich gehe.“
Warum manche fröhlich klingenden Songs trotzdem helfen – Dur kann auch traurig sein
Dur bedeutet nicht automatisch „happy“. Viele der traurigsten Pop-Balladen stehen in Dur – die emotionale Spannung entsteht aus hellen Akkorden und schwerem Inhalt.
a) Die Pop-Klassiker-Progression (I – V – vi – IV)
Emotional flexibel – kann Trost, Klarheit oder bittersüße Gefühle auslösen.
Beispiele:
- Every Breath You Take – The Police
- With or Without You – U2
- Let It Be – The Beatles
- When I Was Your Man – Bruno Mars
Das ist die typische „Weinen und gleichzeitig Halt finden“-Musik.
b) Dur-Balladen, die emotional tief gehen
Beispiele:
- Fix You – Coldplay
- Stay – Rihanna
- Tears in Heaven – Eric Clapton
Perfekt für Menschen, die Traurigkeit brauchen – aber nicht zu schwer.
Songs in Moll, die trotzdem Kraft geben – ideal für den Aufbruch
Viele Trennungsphasen beginnen düster, doch irgendwann braucht man Energie. Manche Moll-Songs schaffen genau das: tief beginnen, aber antreiben.
Beispiele:
- Royals – Lorde
- Take Me To Church – Hozier
- Radioactive – Imagine Dragons
- Bad Guy – Billie Eilish
- Katjuscha – russisches Volkslied
Gerade „Katjuscha“ ist ein Paradebeispiel: Moll, aber kämpferisch.
Musik für die Wiederaufbau-Phase – Hoffnungstonarten
Wenn Sie merken, dass Sie wieder Luft bekommen, funktionieren andere Akkorde besser.
a) Hoffnungsvoll-melancholisch (vi – IV – I – V)
Der wahrscheinlich modernste „neue Anfang“-Sound.
Beispiele:
- Demons – Imagine Dragons
- Apologize – OneRepublic
- If I Were a Boy – Beyoncé
- Chasing Cars – Snow Patrol
Diese Songs eignen sich hervorragend, wenn man sich wieder stabilisiert.
b) Der klassische „Lösungsakkord“ (IV – V – I)
Die Harmonieforschung zeigt: Diese Folge fühlt sich wie ein Aufatmen an.
Beispiele:
- Don’t Stop Believin’ – Journey
- I Will Survive – Gloria Gaynor
- Beautiful Day – U2
- Viva La Vida – Coldplay
Musik für den Moment, wenn der Knoten langsam aufspringt.
Wissenschaftlich bestätigte Hilfe: Instrumentalmusik, die reguliert
Musiktherapeuten empfehlen bestimmte Stücke, weil sie nachweislich Herzfrequenz und Nervensystem beruhigen.
Beispiele:
- Max Richter – On the Nature of Daylight
- Ludovico Einaudi – Nuvole Bianche
- Hans Zimmer – Time
- Ólafur Arnalds – Near Light
- Arvo Pärt – Spiegel im Spiegel
Ideal für Schlaf, Regulation und inneren Frieden.
Fazit: Es gibt kein „richtiges“ Lied – aber es gibt richtige Phasen
Musik heilt nicht allein, aber sie hilft, Gefühle zu sortieren.
Manchmal müssen Sie weinen.
Manchmal müssen Sie Kraft sammeln.
Manchmal brauchen Sie Trost.
Und manchmal brauchen Sie einfach ein Lied, das sagt:
„Du schaffst das.“

zuletzt aktualisiert am: 10.12.2025, geschrieben von Christopher Prüfer